Samstag, 29. Mai 2010

Der Rauch

Zusammen mit einer Freundin sitze ich in einem Restaurant. Das Lokal ist schlecht besetzt und ausser uns, einem Koch und der Serviceangestellten ist es leer. Wir haben gerade unsere Mahlzeit beendet und wollen nach der Rechnung rufen, als aus der Küche Rauch kommt. Verwirrt schauen wir uns an, tun einige Sekunden lang gar nicht, bis meine Freundin aufspringt und ruft: „Los raus da!“.
Auch ich springe auf, allerdings nicht um davonzulaufen, sondern um nachzuschauen, was los ist. Schnell öffne ich die Küchentür und halte mir zur Sicherheit die Hand vors Gesicht. „Nichts passiert, nichts passiert. Ein Handtuch ging in Flammen auf, deshalb der Rauch. Nun ist alles wieder in Ordnung“, ruft mir der Koch zu. Beruhigt bezahle ich und trete dann zu meiner Freundin an die frische Luft hinaus.

Was ist passiert?
Den Rauch haben wir beide durch unsere Sinne wahrgenommen, ihn gesehen und gerochen. Durch die Neuronen lösen sie im Hirn einen Impuls zu Handlung aus. Hier geschieht der entscheidende Unterschied. Mir wurde schon von Kind auf beigebracht, anderen Menschen zu helfen, wenn irgendwie möglich, statt nur auf das eigene Wohl zu achten. Neben diesen Werten können mich dabei auch persönlich gemachte Erfahrungen beeinflussen. Meine Freundin hat anders reagiert. Da der Rauch bei ihr ein anderes Bewusstsein ausgelöst hat, hat sich ihr Körper anders entschieden. Dieser Unterschied zwischen ihrem und meinem Zusammenspiel des Bewusstseins und des Körpers hat uns somit ein eigenes Ich gegeben. Durch das Nachdenken und Reflektieren dieser Tat, also dem Denken, wird mir bewusst, dass und wer ich bin.

1 Kommentar:

  1. Begrifflich klarer: Bewusstsein wird nicht ausgelöst, eher Zustände des Bewusstseins. dein Beispiel finde ich aber ganz passend, schön auch, dass es die Konsequenzen der Identitätsdebatte miteinbezieht. Diese Debatte hatten wir schon bei Willensfreiheit: Determination durch soziale Faktoren.

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